Daniel Tilgner
ist Leiter des Landesfilmarchivs und im Referat „Medien und Bildung in der digitalen Welt“ bei der Senatorin für Kinder und Bildung zuständig für Medienbereitstellung und Digitalisierung.
„‚Bremen wird bunt‘ bringt einen besonderen Gedanken ins Landesfilmarchiv: Sämtliche Filme von 1930 bis 1959 stehen im Fokus – solange sie farbig sind. Grundsätzlich steigt der historische Wert der Filmdokumente durch Farbigkeit gar nicht so sehr, doch die Buntheit hat gegenüber schwarzweiß den Vorteil, dass sie besonders jungen Menschen den Zugang leicht macht. Sie überwindet die um 1960 verlaufene Wahrnehmungsgrenze, jenseits derer die Geschichte medial zumeist in Grautönen erscheint. Die Farbigkeit verlängert das heute einheitliche Medienbild um drei Jahrzehnte in die Vergangenheit.
Für das Landesfilmarchiv ist das Projekt auch deshalb ein großer Gewinn, weil darin viele historische Filmdokumente verarbeitet werden können, die gar nicht aus eigenen Beständen stammen. Produzent Hermann Pölking-Eiken, auf den die Bezeichnung ‚Filmarchäologe‘ zutreffen könnte, hat seine Ernte jahrelanger Bilderrecherchen in zahllosen Archiven und Sammlungen ins Projekt einfließen lassen. So kann ein breites Bild des älteren Bremens für den Einsatz in der schulischen Bildung entstehen. Für den Umgang mit der Gegenwart und Fragen der Zukunft müssen der jungen Generation die schönen und die brutal-hässlichen Seiten der Vergangenheit so gut wie möglich präsentiert werden: Wissen über das unmittelbare Lebensumfeld fördert dessen Wertschätzung und schafft Identifikation mit Bremen. Und noch etwas ist wichtig, nämlich dass ‚Bremen wird bunt‘ ein Beleg dafür ist, wie wichtig der Erhalt des bremischen Filmerbes insgesamt ist – es sollte der ganzen Stadt ein wichtiges Anliegen sein!“